Bariloche

< District Pampa

Gulliermo bringt uns zum Busbahnhof und als der Bus vorfährt, bin ich begeistert. Vollausgestattete Sitze erwarten uns und wir machen es uns bequem. Sie bieten eine Beinfreiheit wie selbst im heimischen Sessel selten vorhanden, geschweige denn im Flieger oder sonst wo.

Allerdings erwarten uns von General Pico bis Bariloche satte 1.200 km Busfahrt. Die letzten Nächte waren ein wenig kurz und gestern waren wir wegen der Papiere für die Yamaha noch beim Notar, so daß wir recht gut schlafen im Bus. Allerdings merkt man beim Schlafen nach einer Weile, daß man halt doch nicht in einem Bett liegt sondern Bus fährt.

Wir halten kurz, um einen Passagier herauszulassen und sofort geht es weiter. Es ist finsterste Nacht und draußen ziehen im naßkalten Regenwetter die ewigen Zäune der genauso ewigen Pampa vorbei. Der Reiseführer schreibt von 50.000 Tonnen Weidezaun, die nach Patagonien importiert wurden, und etwa 1,5 Schafen pro Hektar Landfläche. Als es Tag wird hat sich an dem Ausblick aus dem Bus nichts geändert.. Die gleiche Ewigkeit, nur kann man sie nun im Tageslicht bis zum Horizont sehen.

Der Regen klatscht in langen Striemen an der Scheibe vorbei und die Räder schleudern eine Menge Dreck von der Straße mit nach oben, so das die Scheiben des Busses besonders in der unteren Etage ziemlich verdrecken. Simon und ich schnappen uns einige Tempos und reinigen die Fenster in einer Pause selbst. Das hält zwar nicht sehr lange an, ist aber eine Genugtuung gegenüber dem Buspersonal. Niemanden interessiert es wirklich und wir geben unsere Bemühungen bald auf. Es gibt ja doch nichts als Zäune und Schafe, Weideland und dann wieder Zäune und Schafe.

Am Morgen gegen 8:00 Uhr erreichen wir Bariloche und nisten uns in einem Backpacker ein um danach die schöne Stadt zu erkunden. Der erste Eindruck ist annähernd wie in einem bayrischen Bergdorf oder einer Stadt wie Zwiesel. Überall Holzhäuser und große bepflanzte Balkone.

Der Lago Nahuel Huapi liegt unter dicken Wolken und ist von Bergen mit riesigen schneebedeckten Berggipfeln umrandet.
Wir wollen einige Tage bleiben und uns das Spiel Argentinien gegen Serbien-Montenegro anschauen. Überhaupt beeinflußt die Weltmeisterschaft sehr unseren Zeitplan. Simon ist begeistert dabei und kennt die deutsche Formation auswendig. Sogar wer wann gewonnen hat und gegen wen kann er wie aus der Pistole geschossen aufsagen. Die Argentinier gewinnen 6:0 und die kleine Stadt Bariloche erwacht zum Leben. Überall wo man hinsieht hellblaue und weiße Farben der Nationalflagge des Landes. Auch jedes Auto ist geschmückt. Laut grölende Jugendliche fahren, eine übergroße Fahne schwenkend, im Auto vorbei. Alle singen und ziehen auf den Hauptplatz, wo sie sich zum Feiern treffen.

Wir wollen am nächsten Tag nach Llao Llao, wo man wunderbar wandert und einen herrlichen Blick in den weiten Grund bekommt. Das einzige Hotel ist ein Golfhotel, dessen Golfcourt sich, sehr geflegt, der hügeligen Landschaft anpaßt und denselben Namen wie der Ort trägt. Alles ist schnieke, sauber, gepflegt und die Mülleimer entlang der Straße sind aus feinem, lackiertem Holz mit goldenen Schildern auf denen zweisprachig »Müll« zu lesen ist. Eine herrliche Gegend. Ich rieche zum ersten Mal wieder feuchten Laubwald und den Duft der Nadelbäume.

Von hier aus buchen wir eine Tour zu den Lago Frios (kalten Seen), über welche Che Guevara damals mit seinem Freund nach Chile reiste und vom Boot aus »Viva Chile« in das Echo der felsigen Steilwände rief.

Lago Frios

Ruhig liegen die Lago Frios da und der wolkenverhangene Himmel spiegelt sich im bis zu 400 Meter tiefen, grünlich schimmernden Wasser

Die Seen schimmern grün durch die vielen satt grünen Bäume rings herum. Sie liegen verträumt vor uns und der bewölkte Himmel spiegelt sich in dem ruhigen Wasser ebenso wie die tief fliegenden Möwen, die unser Boot begleiten. Der Katamaran furcht gemächlich durch das Wasser.

Möwen füttern

Auf unserem gut ausgebuchten Ausflugsdampfer füttern ca. 80 Leute freudig die mitfliegenden Möwen

Wasserlandung

In Porto Blest, wo sich lediglich eine Polizeistation befindet, laufen einige zahme Jungfüchse herum. Sie sitzen gelangweilt da und ab und zu kommt ein besonders neugieriger um vorsichtig an meiner Kamera zu schnuppern.

Fuchs

Zorro schleicht sich heimlich an

Chiletanne

Die Bestände der Chiletanne sind stark gefährdet

In dem Gebiet regnet es das ganze Jahr über sehr oft und es hat sich im Laufe der Zeit eine Art Regenwald gebildet. Auch wir haben nicht unbedingt Glück mit dem Wetter. Wenigstens bleibt der Regen diesmal aus. Ein sehr interessanter Baum ist der Araucaria oder auch Pehuén genannt. Er sieht von weitem wie ein gewöhnlicher Nadelbaum aus, hat aber bei näherer Betrachtung sehr fleischige Blätter, die direkt an den Ästen herauswachsen. Die Bäume kommen hier und im südlichen Chile vor und werden bis 700 Jahre alt. Die starke Nutzung als Bauholz durch den Menschen gefährdet die natürlichen Bestände dieser Art allerdings arg.

Der 3.554 Meter hohe Tronador (Donner) zeigt sich völlig wolkenverhangen und nur aus großer Entfernung doch nach der geruhsamen Rückfahrt geht wieder mal ein schöner aber auch recht anstrengender Tag zur Neige.

> Perito-Moreno-Gletscher.

Beyond Pictures Landkarte Amerika