Das Death Valley trägt seinen Namen zu Recht, habe ich den Eindruck. Die Sonne brezelt von oben herunter und es ist weit und breit kein Leben in Sicht. Der zentimeterdicke lose und sehr grobe Schotter, durch den wir uns kämpfen, trägt die Bezeichnung Straße zu unrecht. Es geht nur langsam vorwärts und die Motorräder versuchen ständig auszubrechen. Dann folgt ein kurzes Stück, wo die Straße einfach mal ganz weggespült und der zurückgebliebene Schlick hart wie Beton ist. Ausnehmend gut zu befahren, aber viel zu kurz.
Selbst schuld fällt mir da nur ein. Die Straße war gesperrt und mit einem, mitten auf der Straße stehenden Schild geschlossen, wo Einheimische zu Recht »Killer« draufschrieben. Ein braun gebrannter, langhaariger Einheimischer meinte aber, wir könnten dieses Schild getrost umfahren und die Straße ruhig benutzen. Da dachten wir, es könne nicht so schlimm werden. Er fuhr eine Husquana, die sich natürlich in diesem Gelände erst richtig wohl fühlt.
Mitternacht haben wir wieder Asphalt unter den Rädern. Müde aber doch froh, es fürs erxste hinter uns zu haben, suchen wir den nächst gelegenen Zeltplatz und legen uns unter einen gigantischen Sternenhimmel.
Am nächsten Morgen weht am nahe gelegenen Ubehebe-Krater der Wind so stark, daß wir uns nur in Schrittgeschwindigkeit fortbewegen können. Endlich hat das schwer beladen Sein auch Vorteile.
Ubehebe Crater
Heiko übt Segelfliegen
Mitten in der Einöde von Wüste und Halbwüste werden wir von Scotty’s Castle überrascht. Der alte Walter Scott besuchte in den Dreißigern hier eine Mine, stellte fest daß die saubere und klare Wüstenluft seiner kranken Lunge gut tat und baute kurzer Hand ein kleines Schloß. Eine nahe, etwas höher gelegene, Quelle diente über Pumpenrad und Dynamo als Stromquelle und speiste außerdem einen recht großzügig dimensionierten Swimmingpool. Walter wußte wahrscheinlich damals noch nichts über Wasserknappheit oder Ozonloch. Heute jedenfalls bekommt man da bei wirklich netter Bedienung Benzin und fantastische Hamburger.
Scotty’s Castle
Wir fahren am selben Tag noch weiter bis Stovepipe Wells, wo wir von einem kurzen Regen ein wenig durchnäßt ankommen. Schon von weitem sehen wir zwei Motorräder mit deutschen Kennzeichen.
Robert und Claudia, die wir das erste Mal in Dawson City trafen und die den Regenguß im Zelt abwarteten sind sofort draußen. Ein Riesenhallo, nach tausenden Kilometern und einigen Wochen des Reisens trifft man sich wieder.
Mit Robert und Claudia (rechts Heiko) nochmal vor Scotty˚s Castle
Es gibt so viel zu erzählen, daß ein Abend nicht ausreicht. So beschließen wir einige Zeit gemeinsam zu reisen. Die weitere Strecke der beiden ähnelt bis zum Grand Canyon der unseren, dann wollen sie nach Los Angeles und von dort ihre Motorräder nach Australien verschiffen.
Der nächste Tag bringt uns über eine herrliche Schotterpiste, welche, wie sich später herausstellt, auch ihren Tribut einfordert, zu den Moving Rocks – den sich bewegenden Steinen. Das ganze Areal wird deswegen auch Racetrack genannt. Die Rennbahn. Ein Phänomen, welches bis heute noch nicht ganz geklärt sein soll. Die vielleicht ein mal ein Kilometer große, völlig ebene und glatte Fläche war bei unserem Besuch leider ausgetrocknet. Wenn es aber geregnet hat und das Wasser von den, die ganze Fläche einschließenden, Bergen rinnt, bildet sich ein wenige Millimeter tiefer See und der feine Sedimentstaub wird zu einer Art Schmierseife. Wenn dann die Steine, die durchaus um die dreißig Kilo wiegen können, von den in diesem Gebiet vorherschenden starken Winden gegriffen werden, »rasen« sie wie »Rennwagen« über die Piste. Man sieht dann als Besucher den Stein und seine gezogene Bahn im Schlamm. Allerdings nimmt sich Mutter Natur für dieses Schauspiel sehr viel Zeit. So ein Stein bewegt sich natürlich nur Millimeter pro Tag. Und wenn man Glück hat, kann man Steine sehen, die ihre Richtung im Laufe der Zeit änderten. Wir hatten dieses Glück nicht. Einheimische sagten uns bereits vorher, das einige Touristen die Steine mit nach Hause nehmen, in der Hoffnung, sie durch den Garten flitzen zu sehen. Wir mußten also sehr weit auf die Fläche hinauslaufen um einige Steine zu sehen.
Der lange Weg über die trockene weite Piste hat sich für mich aber dennoch gelohnt, konnte ich doch einen Blick auf die Absturzstelle eines Ufos werfen. Neben den Spuren des Einschlages waren da noch viele Schrauben und geschmolzene Metallstücke, welche wohl beim Eintritt in die Atmosphäre verglüht sind. Das Metall war weder Aluminium noch Stahl noch sonst ein uns bekanntes und auf der Erde vorkommendes Material. Werden wohl die vom Mars geschickt haben.
UFO-Absturzstelle
Am Abend stelle ich fest, daß sich am Batterieladegerät eine Spule abgerüttelt hat. Die Reparatur kostete uns einige Zeit und Nerven.
Wir nehmen uns einen faulen Tag in der Hitze des Tals des Todes frei und kochen um die Wette Wasser, wobei wir kläglich abgeben mußten.
Am nächsten Tag kommen wir endlich zum Badwater - eine Salzebene die ca. 100 m unter Normalnull liegt.
Badwater – in einhundert Metern Höhe findet sich ein kleines Zeichen wo ungefähr der Meeresspiegel liegt.
Ein Schild berichtet darüber, wie schwer es für die Mulitreiber der damaligen Zeit war, in der Trockenheit die Mulis davon abzuhalten das salzige Wasser zu trinken. Sie wären daran jämmerlich zu Grunde gegangen. Einige konnten der Versuchung wohl auch nicht widerstehen, daher der Name für das Tal. Die Hitze ist brutal und mir läuft der Schweiß in der Motorradkombi an Beinen und Rücken herunter. Doch die Fotos, die ich schießen konnte entschädigen mich um ein Vielfaches. Die Natur weiß immer wieder zu überraschen. In einem Falle mit wunderschönen Salzkristallen, die in der Sonne funkeln. Wabenartig bilden sich Poligone und der Schlamm den jeder Regen hinterläßt, wirft im Laufe der Zeit schollenartige Gebirge auf - einfach überwältigend.
Ich wäre noch zu gern den HWY 190 gefahren, da dieser von der letzten Flut so zerstört wurde, daß man dort die herrlichsten Bilder schießen könnte, aber mir blieb leider nur ein Foto von einem warnenden Parkranger.
Wir rüsten uns langsam für den Winter, da wir nun Richtung Brice Canyon und Canyonlands aufbrechen und damit wieder auf ca. 3.000 m Höhe fahren.