Nach dem problemlosen Grenzübertritt nach Nikaragua machen wir in Esteli halt. Revolutionäres Gefühl macht sich breit.
Die Wände sind voller Sprüche, die mich sehr an die Zeit im Osten erinnern. Überall auf den Straßen fahren Ladas, Robur und W50 in jämmerlichem Zustand herum, teilweise bis zu Unkenntlichkeit repariert.
Ein Kneipengespräch über die Zeiten der Revolution wird nach Ladenschluß auf der Dachterrasse fortgesetzt. Unser Gesprächspartner legt seine Makarow vor sich auf den Tisch, als wolle er uns vermitteln, wer im Zweifelsfalle recht behalten würde.
Die Stadt hat etwas Magisches. Obwohl dreckig, nicht sonderlich einladend und nicht gerade freundlich, bleiben wir fünf Tage hier. Ich liege zwei davon mit Magenkrämpfen im Bett. Wir suchen den Film »Unter Feuer«, der hier zu Somozas Zeiten spielte und an dessen Schauplätze wir uns begeben wollten, können ihn aber leider nirgends finden. Nach Besuchen in Fotogalerien mit alten Bildern wird uns klar, daß das was wir jetzt, nach dem verheerenden Erdbeben von 1972, Hurrikan Mitch, Bürgerkrieg und zahllosen Straßenkämpfen der Sandinisten vorfinden, ein wirklich kläglicher Überrest einer blühenden Metropole ist.
Die wunderschöne Kolonialstadt mit Flair, am Lago Nicaragua, der als einziger See Süßwasserhaie vorweisen kann, die man allerdings nie zu Gesicht bekommt.
Wir treffen Olli und Jürgen, zwei Landcruiser-Fahrer, die jeder mit eigenem Auto unterwegs sind. Jetzt haben sie einige Touren gemeinsam bestritten und nun reisen wir ein Stück gemeinsam.