Tiwanaku

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Tanja erklärt sich sofort bereit, uns nach Tiwanaku (Tiahuanaco) zu begleiten. Sie ist der Meinung, daß die Ausgrabungsstätte und das bis heute karge Wissen über die Kultur der Tiwanaku auf der Webseite nicht fehlen dürften.

Wir fahren also von La Paz aus in Richtung Peru und stoppen nur kurz, um die beeindruckenden schneebedeckten Berggipfel der Cordillera Real zu filmen.

In der Tat gibt es viele interessante Aspekte die vermuten lassen, daß die Tiwanaku, welche bedeutend älter als die Inka waren, einiges von Astronomie, Hydrokultur und Bautechnik verstanden. Man geht davon aus, daß durch die damals überall verbreiteten Sokakollus das Klima einige Grad wärmer war. Sokakollus nannte man die Hydrofelder, denen eine ganz spezielle Art der Bewässerung zu Grunde lag. Kleine Felder, etwa 30 m lang und drei Meter breit, wurden mit einem Bewässerungsgraben umgeben. Durch das Anlegen von verschiedenen Schichten, immer Erde und Lehm im Wechsel erreichte man eine ständige Feuchtigkeit des an sonsten sehr kargen Bodens. Aus dieser künstlichen Bewässerung und der in der Höhe (etwa 3.800 m) sehr intensive Sonne entstand eine Art Mikroklima, welches auf Grund der starken Verbreitung der Sokakollus zu eben dieser geschätzten wärmeren Temperatur geführt haben könnte. Man begründet die damals wärmere Temperatur auch mit Zeichnungen auf zahlreichen bei Ausgrabungen gefundenen Tongefäßen, die allesamt Menschen in leichter und sommerlicher Bekleidung darstellen. Auch gibt es Geschichten, daß die Kartoffel, welche nebenbei von hier stammt, bis zu einem Kilogramm schwer gewesen sein soll.

Monolito Ponce

Der Monolito Ponce durch das östliche Tor getroffen. Selbst die Sonne strahlt an diesem sagenumwobenen Ort besondere Energien ab

Kanalsystem

Ein verblüffendes Kanalsystem, die Tiwanaku müssen überall Wasser zur Verfügung gehabt haben

Die teilweise sehr genau gearbeiteten Originalmauern zeugen von der genialen Bautechnik der damaligen Zeit. Man verband die akkurat behauenen und bis zu 440 Tonnen schweren Steine, mancherorts mit Bronzeösen. Aus nebeneinander liegenden Steinen wurden Ösen herausgemeißelt, in die man später Bronze hineingoß, um so beide für die Ewigkeit zu verbinden.

(Anmerkung vom Webmaster jac: Genau die gleichen gegossenen Bronzeklammern habe ich vor einigen Jahren auf dem Odilienberg im Elsaß bewundern können. Dort sollen keltische Stämme 1.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung die den gesamten Berg umgebende, bis zu mehrere Meter hohe, sogenannten Heidenmauer errichtet haben.)

Bronzeverbindung

Geniale Bronzeverbindungen zwischen den Steinen, klasse Technik für eine 2.600 Jahre alte Kultur

Eine der rekonstruierten Mauern, exakt 7° geneigt und genau auf Ost-West ausgerichtet, zeigt sehr gut die Reste des genialen Bewässerungssystems welches der gesamten Zeremonien-Anlage zu Grunde lag. Die Mauer, deren Rekonstruktion von einem Privatmann aus Santa Cruz finanziert wurde, gab bei der UNESCO schon einigen Grund zur Beanstandung, da aus irgendwelchen Gründen nicht das Originalgestein verwendet wurde. Tausende herausgehauene Kanäle, Löcher, Rinnen und Vertiefungen lassen vermuten, das Wasser bei den Tiwanaku sehr hoch im Kurs stand.

Geneigte Mauer

Die ungenaue Rekonstruktion der um genau 7 Grad geneigten Mauer löste viel Aufregung bei der UNESCO aus

Und da noch sehr wenig bekannt ist werden natürlich fleißig Vermutungen angestellt. Die meisten Obelisken tragen z. B. nicht wie in Mexiko, Honduras oder Ägypten die Namen verschiedener Götter sondern immer noch die Namen ihrer Entdecker.

Treppe zum Kalasasaya-Tempel

Die Treppe zum Kalasasaya-Tempel befindet sich in einem original erhaltenen Stück Tempelmauer

Ein Obelisk, der im Templete Semisubterraneo steht, zeigt einen Mann mit Bart und heißt deshalb Contuqui. Er wird der II. von insgesamt fünf Epochen zugeordnet und steht, wie der Name schon sagt, in einem unterirdischen Tempel, an dessen Seitenwänden zahllose Köpfe aus Stein gehauen wurden. Man fragt sich, woher ein bärtiger Mann kam, wo doch die Menschen hier nicht zum Bartwuchs neigen.

Templete Semisubterraneo

Im Templete Semisubterraneo befinden sich viele in Stein gehauene Gesichter (Der Tempel wurde mitten in La Paz nachgebaut)

Schon die Spanier haben sich bei ihrer Ankunft gefragt, wie diese Konstruktionen möglich waren. Die nächste Möglichkeit zur Beschaffung solcher gewaltigen Basaltsteine ist die 40 km entfernt gelegene Insel Copacabana. Sie zogen die einheimischen Indianer zu Rate. Diese gaben zur Antwort, daß es wohl nur mit der Hilfe des großen weißbärtigen Gottes Viracocha möglich war.

Wenn das Licht der aufgehenden Sonne exakt am 21. Juni durch ein Tor direkt auf den Monolito Ponce scheint, wird in Tiwanaku das Aymara-Neujahr gefeiert, zu dem manchmal bis zu fünftausend Leute aus aller Welt pilgern. (Übrigens hat genau auf diesem Tor der sich gerade mit Ölfirmenenteignung in den Schlagzeilen befindliche Präsident Evo Morales verkündet, daß wenn er seine Fünf-Jahres-Amtsperiode schafft, er sich auf diesem Tor in aller Öffentlichkeit zu Tode tanzen wird.)

Tempel Kalasasaya

Der Tempel Kalasasaya, durch dessen Osttor die Sonne am 21. Juni direkt auf den Monolito Ponce scheint

Am schönsten ist jedoch die Geschichte des Monolito Fraile dem man einen Stahlgürtel verpaßt hat, weil er angeblich umhergewandert sein soll.

Monolito Fraile

Der wunderschöne Monolito Fraile trägt einen Stahlgürtel und ist eingezäunt, damit er nicht, wie angeblich schon geschehen, umherwandert

Das beeindruckende Sonnentor, von welchem man vermutet, daß es einmal in besonderer Konstellation zur Sonne stand, trägt viele noch nicht dechiffrierte Schriftzeichen. Ich muß unweigerlich an den Film Stargate denken bei so viel Mystik.

Sonnentor

Lange wird man brauchen, die Rätsel des Sonnentores zu entschlüsseln

Die Ausgrabungen sind in vollem Gange. Hier und da sieht man einige Arbeiter, die die Erde nach Fundstücken durchsieben und alles genau katalogisieren. Jedoch sind bis jetzt vielleicht 20 % ausgegraben und alles geht sehr schleppend. Die UNESCO hat sich zurückgezogen und ich vermute, es fehlt einfach mal am Geld. Ich werde in zehn Jahren nochmal wiederkommen, um zu sehen was weiter entdeckt wurde.

Ausgrabungen

Die Ausgrabungen sind in vollem Gange, die Arbeiter kommen jeden Tag mit dem Fahrrad aus der näheren Umgebung

¡Muchas gracia Tanja para su grande Ayuda!

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