Wie kann man denn aus so jemandem Handschuhe machen?
Nachdem wir uns vom hauseigenen Alpaka verabschiedet hatten, wollten wir zum El Tatio, dem höchsten Geysierfeld der Welt, aufbrechen.
Bei der Suche nach der schlecht ausgeschilderten Abfahrt stoßen wir auf ein, auch bei www.mineaction.org schon registriertes, Landminenfeld. Ein Lama, ein Vicunia, hatte sich auf dem weiten, einer Mondlandschaft ähnelndem Gelände verlaufen. Unerreichbar für uns muß es wohl in weiter Ferne Gefahr laufen zerlegt zu werden. Aus vergangenen Zeiten existieren immer noch viele solcher Minenfelder. Sie sind ausreichend gesichert, doch ihre Räumung, für die offensichtlich das Geld fehlt, geht nur sehr langsam vonstatten. In ganz Chile liegen immer noch über 120.000 Antipersonenminen, und jährlich werden viele entschärft.
Mit Stacheldraht abgesperrtes Minenfeld
Wir fahren weiter die staubige Straße durch das trockene, sehr bergige Altiplano, die teilweise über riesige Stein- und Geröllfelder führt.
Auf Grund des schlechten Zustandes von Heikos hinterem Antriebsritzel entscheiden wir uns dafür nur mit meiner Maschine zu fahren. Sehr mutig von Heiko, sich in diesem Gelände auf einen Sozius zu setzen! Wir heizen die engen Pisten in die Berge hinauf und driften nur so um die Kurven. Die Fahrt macht richtig Spaß. Die 100-km-Strecke zum Geysierfeld, 4.320 Meter über dem Meeresspiegel und damit das höchstgelegene der Welt, schlängelt sich auf und ab. Dabei gewinnen wir aber trotzdem stetig Höhe und passieren ein Geröllfeld welches, dem extremen Leistungsverlust und starken Husten und Stottern der Super Tenere zufolge, weit über 4.500 Metern liegen mußte.
Mondlandschaft soweit das Auge blickt
Die Gegend ist atemberaubend. Es sind nicht viele Fahrzeuge unterwegs und wenn man doch mal eines trifft kündigt es sich schon von sehr weitem durch die riesige Staubfahne an.
Dann kommt der 5.314 Meter hohe Vulkan Tatio in Sicht und in dem weiten Tal, das sich vor uns öffnet tauchen die ersten heißen Dampfwolken auf. Wir fahren hinunter und stehen inmitten des vulkanischen Geysierfeldes. Überall blubbert und dampft es. Von Zeit zu Zeit steigt tief aus der Erde eine Wassersäule auf um im nächsten Moment wieder zu verebben.
Einzigartiges Farbspiel auf dem Geysierfeld El Tatio in 4.320 Metern Höhe, im Hintergrund die Anden mit dem Vulkan Tatio
Tausende Quellen und Löcher. Das Wasser ist kochend heiß und voller Mineralien die in den schillerndsten Farben leuchten. Algen gedeihen in dem warmen Wasser und unter der vielen Sonne bei klarem Himmel prächtig und bedecken weite Flächen des ansonsten recht kargen Tales. In der Nähe der warmen Quellen wächst moosgleiches weiches Gras auf dem wir uns niederlassen und die Stille und Schönheit dieses weiten und einsamen Fleckchens Erde in uns aufnehmen. Heiko läßt zufrieden seine Füße ins warme Wasser baumeln. Die Luft ist dünn. Wir vermeiden jegliche Anstrengung und erwandern die ganze Gegend um ständig stehenzubleiben und die sich bildenden Kalk-Sinter-Terassen zu bestaunen.
Der höchste Geysir sprudelt gerade zwei Meter hoch
Bad in der Menge (hier zum Glück nur Wasser)
Der höchste der Geysiere sprudelt gerade mal zwei Meter hoch und wir überlegen ob das am geringen Luftdruck oder an der Höhe über dem Meeresspiegel liegt. Das kalte unterirdische Wasser trifft auf die, in geringer Tiefe durch aktives Magma aufgeheizten, Gesteinsschichten und schießt mit wachsendem Druck aus Ritzen und Löchern. Das ablaufende Wasser des Geysierfeldes bildet den Salado River, der nach etwa 40 Kilometern in den Loa River mündet.
Die Außerirdischen haben es wieder mal geschafft, nachdem sie die Insassen dieses Fahrzeuges dematerialisiert haben, verstecken sie sich mit ihren UFOs in den Wolken. Wir machen daß wir weiterkommen.
Die Rückfahrt nach San Pedro de Atacama schaffen wir vorm Dunkelwerden und am Abend gönnen wir uns ein kühles Bier am wärmenden Feuer der Bar Adobe.
Zeitig früh nehmen wir die Weiterfahrt in Angriff, denn wir wollen die Grenze am Sico-Paß, einem Übergang in 4.021 Metern Höhe, erreichen.
Viele Salzseen wie die Salar Aguas Calientes und spektakuläre Höhenzüge ziehen an uns vorbei. Die Anden beeindrucken mich und ich kann einzigartige Wolkenformationen fotografieren. Vorbei am Vulkan Punta Negras (5.852 m) erreichen wir den Paß und damit die Grenze zum letzten Land unserer Panamericanareise am späten Nachmittag.
Die Salar Agua Caliente (Heißes Wasser)
Immer ein Freund
Der Grenzübergang am Sico-Pass liegt einsam in den Bergen. 35 km weiter ist das kleine Minenarbeiterdorf Catúa.
Die Grenzstation ist wie ausgestorben und wir müssen anklopfen. Die Formalitäten laufen etwas zähflüssig, da es keinen Computer gibt und alles in riesige Kladden eingetragen wird. Wir erkundigen uns nach einer Bleibe für die Nacht und da es zur nächsten kleinen Stadt mit Unterkünften, San Antonio de los Cobres, zu weit ist, entscheiden wir uns für das kleine Dorf Catúa, welches nur 35 km entfernt liegt.
Auf argentinischer Seite ändert sich die Landschaft zunächst nicht viel
Wir starten durch und hoffen in dem kleinen Dorf von jemandem Benzin zu bekommen, da die weiten Entfernungen im Altiplano uns jedesmal unsere begrenzte Reichweite aufzeigen. Wir hoffen das Beste.